„Am Müllplatz vor dem Hause“: Veränderungen für die Tonne?

05.12.2023

Auch wenn das ESG-Feuerwerk der EU-Taxonomie bei Verwaltern im Allgemeinen erstmal nicht zünden dürfte, bunt wird es in jedem Fall. Es vollzieht sich nämlich ein flächendeckender Wandel, der alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche betrifft und der da lautet: „Bau keinen Mist mit den Ressourcen!“. Der farbenfrohe Müllplatz vor dem Haus ist ein enorm wichtiger Kristallisationspunkt dieses Wandels, der aber – das Leben ist leider eben doch kompliziert – viele Bestandteile hat.

Markus Brüggemann, Innotec Abfallmanagement GmbH

Der Müllplatz vor dem Haus ist der Transformationstreiber der Abfall- und Kreislaufwirtschaft und zugleich eine überaus demokratische Form des Klimaschutzes. Dafür sind mindestens zwei Dinge entscheidend: 1. Durch das Recycling von Verpackungen, Glas und Papier erspart die deutsche Kreislaufwirtschaft der Welt rund zwei Millionen Tonnen CO2 jährlich – alle Prozessbestandteile berücksichtigt, inkl. Tendenz zu deutlichem Wachstum. 2. Ohne die Getrennterfassung dieser Abfallfraktionen direkt vor der Haustür geht es nicht. Aber der Reihe nach…

Eigentlich alte Kamellen: Klimaschutz und Ressourcenschutz

Der Schnack von der klimaschonenden Wirkung der Kreislaufwirtschaft ist nicht neu. Beispielsweise erzählt die Hamburger Stadtreinigung schon seit 2007 in ihrem Nachhaltigkeitsbericht über ihre diesbezüglichen Erfolge und nahm dadurch auch die durch die EU-Taxonomie kommenden ESG-Berichtspflichten vorweg. Jedes getrennt erfasste und einer Verwertung zugeführte Kilogramm Leichtverpackungen reduziert demnach die CO2-Emissionen um 1 kg, bei Altpapier sind es sogar 1,5 kg. Bei der haushaltsnahen Erfassung von Verpackungsmüll durch die Dualen Systeme konnten 2020 demnach fast zwei Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden. Durch Mechanismen wie der Dekarbonisierung des Strommixes sind laut Öko-Institut bis 2030 bis zu 3,5 Millionen Tonnen drin. Durch das Recycling gebrauchter Verpackungen wurden allein in 2020 rund 4 Millionen Tonnen Sekundärrohstoffe erzeugt, die ja Primärrohstoffe auch aus unschönen Quellen substituieren.

Gesellschaftliche Teilhabe beginnt an der Tonne

Die REMONDIS GmbH & Co. KG ist als privates Unternehmen der Kreislaufwirtschaft zuvorderst daran interessiert, aus abgelegten Dingen handelbare Rohstoffe und Materialien und somit Wertschöpfung zu machen. Das Unternehmen ist dabei trotz der Gemeinnützigkeit strukturell unverdächtig. Dennoch hat eine Restabfallanalyse der REMONDIS Region Nord in Kiel ein gesamtgesellschaftlich hochinteressantes Ergebnis: Wenn der Mensch an der Tonne nicht sauber trennt, gehen unzählige Rohstoffe verloren. Da helfen auch die modernsten Sortier- und Verwertungsanlagen nichts. Eine falsche Trennung führe laut REMONDIS Nord nicht nur dazu, dass wertvolle Materialien im Restabfall verloren gehen, sondern auch, dass eine große Menge Restabfall stattdessen in den wertvollen Sammelsystemen wie den Gelben und Blauen Tonnen landet, was die Effizienz der jeweiligen Recyclingprozesse verringere. Somit ist korrekte Mülltrennung eine Kulturfrage. Und es kommt auf Jede und Jeden an…

Hidden Champion Biotonne

Ein Riesenthema für sich: Weniger als ein Drittel der deutschen Haushalte ist nicht an die Biotonne angeschlossen, läge man das Kreislaufwirtschaftsgesetz von 2015 orthodox aus, müssten es eher null sein. Klar, die Komposter fallen aus der Anschlusspflicht heraus, was jedoch diskussionswürdig ist – Biomüll ist nicht gleich Kompost, zudem ist es unrealistisch, haushaltsübliche Mengen vor der Terrasse zu verbuddeln. Viel wichtiger: Laut Umweltbundesamt befinden sich fast 40 % native biogene Stoffe im Restmüll. Das ist doppelt misslich. Zum einen ist dieser Biomüll für eine weitere Verwertung verloren, zum anderen kontaminiert er andere enthaltene Wertstoffe.

Coaching an der Tonne: der Abfallmanager

Das Leben an der Tonne ist also kompliziert, und eine funktionierende und zugleich zukunftstaugliche Kreislaufwirtschaft braucht viele Köpfe, Hände und Herzen. Hier passieren an beiden Enden der Verantwortungskette hochinteressante Dinge. Die Spezies des Abfallmanagers etwa, der in der Wohnungswirtschaft zwischen Einwurf und Abfuhr für saubere Standplätze, gut sortierte Abfallfraktionen und informierte Eigentümer und Mieter sorgt, erfährt gerade eine Aufwertung, die längst noch nicht abgeschlossen ist. Die zeigt sich nicht nur darin, dass die ehemals „schmutzige“ Arbeit an der Tonne zumindest beim Marktführer Innotec Abfallmanagement GmbH teilweise deutlich oberhalb des Mindestlohns vergütet wird. Der Abfallmanager arbeitet zu einem sehr großen Teil eigenverantwortlich, ist immer draußen und sorgt über sein eigenes Verhalten am Einsatzort nach dem Ursache-/Wirkungsprinzip für sein ganz eigenes Kommunikationsökosystem – im Umgang mit der Eigentümer- und Mieterschaft. Richtig erkannt und operativ ausgefüllt ist so eine Beschäftigung auch ein attraktives Zukunftsmodell im Zusammenspiel mit KI sowie der Schaffung sinnstiftender Mehrwerte im ESG-Kontext.

Apropos „Arbeit der Zukunft“: neue Köpfe, neue Kraft

Transformation auch am anderen Ende der Kreislaufwirtschaft: Gerade in den teilweise stark fragmentierten Abfallverbänden wächst eine intellektuell, nachhaltig und weiblich geprägte Generation in Schlüsselpositionen hinein, die ihre Rolle nicht mehr als Alternative zur alten Schule Marke „Entsorger“ erklären muss, sondern die klar für sich selbst und ihre Ziele steht. Ein Ziel ist es, ebenjene Fragmentierung aufzubrechen und die Gesamtinteressen der Kreislaufwirtschaft zu konsolidieren, um sie fit zu machen für nationale Herausforderungen sowie als deutsches Exportgut für eine mögliche Internationalisierung. „Was hat das mit meinem Müllplatz zu tun?“ Eine selbstbewusste und zukunftstaugliche Branche wird am Müllplatz zukunftstaugliche Dinge möglich machen.

Kommunikation ist alles

Eine gut informierte Eigentümer- und Mieterschaft ist wie erwähnt die Triebfeder einer vollwertigen Kreislaufwirtschaft. Mal gehört zu haben, welcher Müll in welche Tonne kommt, reicht hier nicht aus. Es braucht Kontext, Story sowie eine dezidierte Ansprache von Menschen, die vielleicht eher mit der „ganz großen Mülltonne“ sozialisiert wurden. Die Kampagne „Mülltrennung wirkt“ der Dualen Systeme in Deutschland geht hier klar in die richtige Richtung – nicht zuletzt, weil sie kreative Kräfte bündelt und sich mit viel Selbstbewusstsein an die Spitze einer neuen Kommunikationskultur setzt. Der gut-informierte Normalverbraucher mit seinem haarscharf auf die Präferenzen zugeschnittenen Konsumverhalten wird an der Tonne niemals zum Top-Performer, solange es weder Belohnung noch Schmerzen gibt, wenn er richtig oder falsch handelt. Es geht aber auch anders: digitale Softwarelösungen zur Kommunikation zwischen Verwaltern und Eigentümer sowie Vermietern und Mietern setzen hier neue Standards. Auch bei der haushaltnahen Abfallerfassung sprudelt ein steter Quell spannender und motivierender Nachrichten aus Klimaschutz, Ressourcenschutz bis hin zu Haushaltstipps inkl. Kostenoptimierung. Alles, was es braucht, sind kreative und innovative Ideen, welche dem Endverbraucher klarmacht: Es lohnt sich, an der Tonne das Richtige zu tun.

Wohnumfeld in Form: der Müllstandplatzbau

Das Beste zuletzt: Der Müllstandplatz läuft bei Neubauten seit Jahrzehnten eher unter dem Arbeitstitel: „Ach ja, die Mülltonnen …!“ Und auch im Bestand vegetieren viele seiner Artgenossen jahrzehntelang ungeliebt vor sich hin. Auch diverse Novellierungen des Kreislaufwirtschaftsgesetzes und wachsende Pflichten zur haushaltsnahen Getrenntsammlung sowie Wertstofftonne etc. konnten nichts daran ändern. Dabei ist der Müllstandplatz nicht nur die Visitenkarte eines intakten Wohnumfelds. Er ist eine enorm wichtige Funktionseinheit. Architektonisch sauber geplant, gut visualisiert und strukturell sinnvoll implementiert ist der Müllstandplatz Ausdruck eines Wohnumfelds, das Lebensqualität ausstrahlt und im Umkehrschluss gewissenhafte und letztlich „kostenoptimierte“ Nutzer erntet.

Pantaenius - Vertrauen verpflichtet
Seit 1899
erfolgreich

als Familienunternehmen in der Vermittlung von Versicherungen tätig

Über 370
Mitarbeiter

betreuen die Versicherungsangelegenheiten von Geschäfts- und Privatkunden für die Pantaenius Gruppe weltweit

Rund 3.000
mittelständische Firmen

aller Branchen betreut Pantaenius mit individuellen Versicherungslösungen von den Standorten Hamburg, Düsseldorf, München, Kiel und Eisenach aus